Das Einzugsgebiet zwischen Amazonas und Orinoco in Kolumbien

 

Heilige Regenwälder und Ebenen

"Das grüne Herz Kolumbiens ist eine enorm vielfältige Region mit uralten Wäldern, imposanten Himmeln und tosenden Stromschnellen. Der Norden bietet eine wilde Landschaft mit unberührten Ebenen, abgelegenen Farmen und artenreichen Flussmündungen und beherbergt eine lebendige ländliche Kultur. Im Süden verbergen unerforschte Wälder ein Universum aus Naturwundern, Felszeichnungen, überliefertem indigenem Wissen und blühenden Kulturen, zu deren Erhalt die Besucher beitragen können."

Die heiligen Wälder und weitläufigen Ebenen des Amazonas und des Orinoco in Kolumbien sind ein wahrer Schatz an Artenvielfalt und eine der letzten großen Wildnisgebiete der Welt – eine beeindruckende grüne Pracht, so weit das Auge reicht.

Das gewaltige grüne Herz Kolumbiens besteht aus zwei zwar unterschiedlichen, aber dennoch sich ergänzenden Ökosystemen – den großen Graslandschaften des Orinoco-Flussbeckens im Norden und den unberührten Urwäldern des Amazonas im Süden – und ist ein Ort mit einem gigantischen offenen Himmel und imposanten Flüssen, der seinesgleichen sucht.

Ein Ort, an dem die Llanero-Cowboy-Kultur von Geschichten über das harte Leben in den Ebenen durchdrungen ist und an dem indigene Gemeinschaften nicht nur die Natur, sondern auch das unschätzbare Wissen der Vorfahren bewahren – all dies macht diese mystischen Gebiete zu einem ebenso vielfältigen wie unermesslichen Ort.

Dieses Reiseziel, in dem der schönste Fluss der Welt und einige der ältesten aufgezeichneten prähistorischen Kunstwerke zu finden sind, ist zugleich lehrreich und fesselnd – ein Ort, an dem hinter jeder Ecke ein echtes Abenteuer lauert.

Der Orinoco ist zwar berühmt für seine riesigen Rinderfarmen, auf denen die Rinder frei zwischen den neugierigen Wasserschweinen und Hirschherden umherstreifen, aber er hat noch viel mehr zu bieten als nur Ackerland. Die unberührten Graslandschaften und atemberaubenden Feuchtgebiete der Region beherbergen große Populationen von Säugetieren und eine Fülle von Zugvögeln, und sind der ideale Ort, um einen Blick auf die schwer zu findenden Großkatzen zu erhaschen.

Die östlichen Grenzen des Orinoco sind mit riesigen glatten Steinmonolithen übersät, die wie gewaltige Maulwurfshügel aus der ansonsten flachen Flusslandschaft herausragen und die man hochklettern kann, um eine herrliche Aussicht in alle Richtungen zu genießen.

Während der Trockenzeit, wenn sich die Tiere um die schwindenden Wasserressourcen versammeln, ist die Dichte an Wildtieren in dieser Gegend ebenso beeindruckend wie die herrlichen Sonnenuntergänge. Und nach Sonnenuntergang erwacht die Kultur der Ebenen auf diesen Farmen mit den süßen Klängen der Harfe und den ausgelassenen Bewegungen des Joropo, dem traditionellen Tanz der Region, zum Leben.

Wenn Ihnen die Schritte des Joropo zu schwierig erscheinen, dann denken Sie doch einmal an den beliebtesten Sport der Region, den Coleo, bei dem Cowboys wilde Stiere zu Boden bringen, indem sie sie an den Schwänzen packen.

Südlich des Orinoco weichen die Ebenen und Farmen allmählich der dichten Vegetation des Amazonas, des größten tropischen Regenwalds der Welt und ein endloses Wunderland der Natur voller Abenteuer und mystischer Begegnungen.

Dieser undurchdringliche Wald beherbergt neben tosenden Wasserfällen, riesigen Lilien und zarten Orchideen auch eine Welt voller Mythen, deren Geheimnisse von den Ureinwohnern der Region von Generation zu Generation weitergegeben werden.

Nirgendwo sonst als im Amazonasgebiet können Besucher verspielte rosa Delfine beobachten, die am Flussufer mit bunt gefiederten Aras herumtollen, oder sich in einem traditionellen Einbaum auf der Suche nach Kolonien seltener Affen durch einen überfluteten Wald bewegen.

Sowohl der Orinoco als auch der Amazonas sind ein Muss für Naturliebhaber, aber die spektakulärste Attraktion der Region befindet sich in dem Gebiet, in dem diese beiden Lebensräume ineinander übergehen.

Bekannt als der Fünf-Farben-Fluss, erscheint der Caño Cristales während eines Teils des Jahres wie jeder andere malerische Fluss im Dschungel: ein ruhiger, kristallklarer Wasserlauf inmitten einer friedlichen Natur. Aber von Ende Juni bis November blühen die im Fluss beheimateten Algen und verwandeln das Wasser in ein Meer von leuchtenden Rot- und Orangetönen, die einen wunderschönen Kontrast zum grünen Laub am Flussufer bilden. 

Der Fluss ist Teil des Nationalparks Sierra de la Macarena, der neben einer beeindruckenden Flora und Fauna auch Wasserfälle und Wasserlöcher zum Baden zu bieten hat. Im Norden des Parks befindet sich ein weiterer imposanter Wasserweg, der Rio Güejar, der durch einen spektakulären Canyon fließt.

Macarena ist jedoch nicht der einzige Nationalpark in der Region, den man unbedingt gesehen haben muss. Die Serranía de Chiribiquete ist ein riesiges Gebiet rauer Wildnis, in dem sich die größte Sammlung alter Höhlenmalereien und Petroglyphen des Kontinents befindet. Diese geheimnisvollen Berge, die eine beeindruckende Vielfalt an Flora und Fauna bewahren, wurden aufgrund ihrer kulturellen und ökologischen Bedeutung zum Weltkulturerbe ernannt. 

Weitere beeindruckende Beispiele prähistorischer Kunst finden Sie in Raudal Angostura, wo interessante, mit Petroglyphen bedeckte Felsen einen rauschenden Fluss säumen.

Während die Künstler von Chiribiquete und Angostura längst verstorben sind, leben im Amazonas-Orinoco-Gebiet Kolumbiens auch faszinierende lebende Kulturen. 

Einer der besten Orte, um die Kulturen und Traditionen des Dschungels kennenzulernen, ist die regionale Hauptstadt Leticia, die südlichste Stadt Kolumbiens, die an den Ufern des imposanten Amazonasflusses an der Dreiländergrenze zu Peru und Brasilien gelegen ist. Leticia ist eine friedliche Oase inmitten eines der dichtesten und unberührtesten tropischen Regenwälder Amerikas, zu der keinerlei Straßen führen.

Die Bewohner der indigenen Gemeinden aus der ganzen Region kommen nach Leticia, um sich mit Lebensmitteln einzudecken und um sich gegenseitig auszutauschen. Das verleiht der Stadt eine einzigartige Energie, die man am besten am belebten Hafen beobachten kann. Es gibt auch ein ausgezeichnetes ethnologisches Museum, in dem Sie mehr über die Kulturen der Region erfahren können, bevor Sie tiefer in den Dschungel zu Orten wie dem Amacayacu-Nationalpark aufbrechen. 

Noch entspannter ist das verkehrsfreie Dorf Puerto Nariño etwa 80 km flussaufwärts. Die farbenfrohe und einladende Stadt ist der perfekte Ort, um das Leben in einer modernen Gemeinschaft im Dschungel kennenzulernen und der perfekte Ausgangspunkt für den Tarapoto-See – eines der schönsten Gewässer des Amazonas.

Eine weitere abgelegene Gemeinde im Dschungel, die einen Besuch wert ist, ist Mitú, die Hauptstadt vom Departamento del Vaupés. Das kleine Mitú liegt an den Ufern des wunderschönen Flusses Vaupes mit seinen goldenen Sandstränden, die von üppigem Dschungel umgeben sind, und ist der wichtigste Ausgangspunkt für den selten besuchten Wasserfall Jirijirimo.

Umgeben von dichtem Dschungel, entspringt hier der sanfte Fluss Apaporis mit seinen gewaltigen Kaskaden, die den Wassernebel hoch in die Luft schleudern. Es ist zweifellos eines der spektakulärsten und abgelegensten Naturwunder des Landes.

Der Cañon de Araracuara, wo der Fluss Caqueta zwischen riesigen, vom Dschungel bedeckten Klippen hindurchfließt, und der Tuparro-Nationalpark, der wunderschöne Abschnitte des Orinoco umfasst, liegen ähnlich abgeschieden wie Jirijirimo.

Die abgelegene Lage vieler Sehenswürdigkeiten im Einzugsgebiet des Amazonas und Orinoco in Kolumbien bedeutet, dass Flugreisen oft die beste – oder einzige – Möglichkeit sind, die Gegend zu erkunden. Der der Region am nächsten gelegene internationale Flughafen ist El Dorado in Bogotá.

Von der Hauptstadt aus starten Flüge in viele Teile des kolumbianischen Einzugsgebiets zwischen Amazonas und Orinoco, während Flüge zu einigen anderen, abgelegeneren Zielen von Villavicencio aus starten – dem Tor zum Orinoco, das drei Straßenstunden von Bogotá entfernt liegt. 

Weitere Straßenverbindungen in die Region sind Yopal am Orinoco, das über eine landschaftlich interessante Bergstraße mit dem Departamento Boyaca in den kolumbianischen Ostanden verbunden ist, und Florencia im Amazonasgebiet, das nur eine kurze Autofahrt vom Kolumbianischen Massiv entfernt ist.

Während der Trockenzeit kann man mit einem Geländewagen tief in das Einzugsgebiet des Orinoco hineinfahren.